Gestern tagte der Stadtrat über 5 Stunden und diskutierte zwei Tagesordnungspunkte: Die Planung des Außengeländes um das Globe-Theater und die dazugehörigen Parkierungsanlagen auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände. Zur Debatte standen die Entwurfsplanung des Planungsbüros Jühling, welche der Stadt von der GLOBE GmbH zusammen mit der Planung des Globe geschenkt wurde und der Entwurf des Büros Därr, welches den Vergabewettbewerb gewonnen hatte und daher von der Stadt mit der Planung des Güterbahnhofsareals inklusive „Globe-Umgriff“ beauftragt wurde.
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WAS WURDE DISKUTIERT?
Nachdem die Planung der Stadt geschenkt wurde, gab es ein europaweites Vergabeverfahren, aus dem das Planungsbüro Därr als Sieger hervorging. Ein Vergabeverfahren war notwendig, da die Entwicklung des Güterbahnhofareals mit Städtebaufördermitteln bezuschusst wird und die Kommune als Auftraggeber Leistungen in diesem Zusammenhang über ein europaweites Vergabeverfahren ausschreiben muss.
In Zusammenarbeit mit den Fachämtern der Stadt sowie dem Bausenat wurden die ersten Planungsphasen umgesetzt. Die aktuelle Entwurfsplanung weicht dabei in einigen Punkten gestalterisch von der „Jühling-Planung“ ab. Dies wurde sowohl von einzelnen Stadträt*innen als auch der Globe GmbH, die von den Firmen Brose, KAESER und HUK-Coburg getragen wird, kritisch gesehen – diese Stimmen hätten gerne eine Umsetzung der „Jühling-Planung“ gesehen.
Anlass für die gestrige Sondersitzung des Stadtrates war nun ein konkreter Antrag des Kollegen Dr. Eidt (FDP), der eine Abberufung des Büros Därr und eine Beauftragung des Büros Jühling forderte.
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WARUM GAB ES KEINEN KOMPROMISS?
Eine überparteiliche Kompromisssuche, an der auch unsere Fraktion im Vorfeld der Sitzung beteiligt war, scheiterte unter anderem daran, dass das Büro Därr, das mit seiner Planung die Vergabe gewonnen hatte, verständlicherweise nicht bereit war, sein Planungskonzept umzuwerfen und stattdessen die Jühling-Planung umzusetzen.
Es musste also eine Entscheidung getroffen werden.
Die Unterschiede der beiden Entwürfe sind für Fachleute klar – für den Laien teils jedoch schwer nachzuvollziehen. Beide Entwürfe waren fachlich hervorragend und unterschieden sich in der „künstlerischen“ Interpretation der Einbindung des Globe und des Vorplatzes, sowie der Anzahl und Platzierung der zu pflanzenden Bäume im Detail.
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WIE IST ES AUSGEGANGEN?
Am Ende einer langen Debatte, in der sachlich aber durchaus kontrovers diskutiert wurde, entschied sich eine knappe Mehrheit (21 zu 17 Stimmen) dafür, die Zusammenarbeit mit dem Büro Därr nach Abschluss der aktuellen Planungsphase zu beenden und die nächsten Planungsschritte auf Basis des Entwurfs des Büro Jühling erneut auszuschreiben.
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UND PRO COBURG?
Auch unsere Stadträte haben sich intensiv mit den Unterschieden der Planung und vor allem auch den rechtlichen Folgen einer Abberufung des Vergabe-Gewinners Därr und einer erneuten Ausschreibung auseinandergesetzt. Wir haben mit den beteiligten Fachämtern, anderen Fraktionen und den Vertretern des Landestheaters den Austausch gesucht und viele Informationen erhalten.
Schlussendlich haben wir dafür votiert, den eingeschlagenen Weg mit dem Gewinner des Vergabeverfahrens (Därr) fortzusetzen und in den nächsten Planungsschritten an der konkreten Ausarbeitung mitzuwirken. Nicht zuletzt die zeitliche Verzögerung bei einer erneuten Ausschreibung, sowie die vergaberechtlichen Unwägbarkeiten – es ist ja nicht gesagt, dass das Büro Jühling die Vergabe gewinnt, bzw. der Gewinner einer neuen Ausschreibung nicht doch Änderungen an der Planung vornehmen muss – haben uns dazu bewogen, den Antrag des Kollegen Eidt abzulehnen.
Leider waren wir damit in der Minderheit.
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UND JETZT?
Jetzt gibt es eine neue Ausschreibung und es kommt natürlich dadurch viel zusätzliche Arbeit auf die Verwaltung zu. Die tatsächlichen Auswirkungen (finanziell und zeitlich) kann momentan noch keiner wirklich abschätzen. Wir hoffen sehr, dass die weitere Entwicklung dieses so wichtigen Projekts für Coburg reibungslos und positiv verläuft. Allerdings werden wir diese weiterhin kritisch und konstruktiv begleiten.
Das Bild, das Coburg hier durch das Hin und Her um die Vergabe und Umsetzung der Planungen abgegeben hat, finden wir bedauerlich. Es wurde Geld und Zeit verschwendet. Nicht umsonst gibt es Fachämter, Fachsenate und rechtliche Rahmenbedingungen, die eine solche Mammutaufgabe professionell über die Bühne bringen sollen. Der Prozess hin zur gestrigen Entscheidung war wenig professionell und hinterlässt einen schlechten Beigeschmack.