Der 9.11. fällt in diesem Jahr in eine besonders kritische Zeit. Während kriegerische Konflikte weltweit an der Tagesordnung sind, ist es momentan vor allem die neuerliche Eskalation der Gewalt im Nahen Osten, die auch hier in Coburg Menschen beschäftigt und emotionalisiert. Wir sind erschüttert über den barbarischen Angriff der Hamas auf Israel, über den seit langem andauernden Raketenbeschuss der Zivilbevölkerung in Israel, über die unschuldigen Opfer im Gazastreifen, die auf zynische Weise in diesem Konflikt geopfert werden. Es steht uns als kommunaler Wählergemeinschaft nicht zu, politische Analysen zu geopolitischen Brandherden abzugeben. Es ist allerdings eine Selbstverständlichkeit für uns, klare Linien zu benennen. Coburg war die erste Stadt, die einen Bürgermeister der NSDAP hatte, hier war Adolf Hitlers Machtergreifung im Kleinen vorgezeichnet. Hier wurden auch Juden verfolgt, misshandelt, deportiert. Hier wurden Existenzen vernichtet, Coburgerinnen und Coburger ihres Glaubens wegen aus ihrer Heimat vertrieben, vernichtet. Juden aus aller Welt haben ihre Zuflucht nach dem zweiten Weltkrieg in Israel gefunden. Israel ist das Staat gewordene „nie wieder“. Während wir uns wünschen, dass im Nahen Osten ein Frieden einkehrt, der das freie und gleichberechtigte Zusammenleben aller Menschen jeder Glaubensrichtung und Herkunft ermöglicht, so stehen wir klar gegen alle, die den Holocaust relativieren, das Existenzrecht Israels in Frage stellen und explizit oder implizit Menschen jüdischen Glaubens bedrohen. „Nie wieder ist jetzt“ bedeutet, dass wir uns kompromisslos einsetzen für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen in Coburg, gleich welchen Glaubens. Niemand darf sich in unserer Stadt aufgrund seiner Herkunft, seines Glaubens oder seiner Orientierung oder Überzeugungen unsicher fühlen. Meinungsfreiheit endet spätestens da, wo anderen das Existenzrecht angesprochen wird oder Menschen auf irgendeine andere Weise herabgewürdigt werden.
Der 9.11. erinnert uns immer wieder aufs Neue an all die Unmenschlichkeiten, die in Coburg mit ihren Anfang genommen haben. Er ist uns immer wieder – und insbesondere heute – eine Mahnung, den Anfängen zu wehren.